
Fakten
Titel: Ghost in the Shell 2: Innocence
Regie: Mamoru Oshii
Genre: Animation, Krimi, Thriller,
Science-Fiction, Cyberpunk
Produktion: Production I.G
Deutscher Publisher: Universum Film
Deutsche Erstveröffentlichung:
April 2006, DVD
Laufzeit: 95 Minuten
Preis Blu-Ray: 15,99€ (affiliate Link)
Stand: 26.03.2017
Handlung
Wenige Jahre nach den Ereignissen um den Puppet Master bleibt der ehemalige Major Motoko Kusanagi weiterhin verschwunden und bei Batou und seinen Kollegen von Sektion 9 ist so etwas wie Normalität eingekehrt. Wenn man bei einer geheimen Einsatzgruppe gegen Cyberterrorismus des japanischen Innenministeriums denn überhaupt von Normalität sprechen kann.
Chief Aramaki setzt Batou und seinen neuen Partner Togusa auf eine Reihe von Morden an, die von Gynoiden Sex-Robotern eines bestimmten Fabrikats begangen wurden und bei denen die Täterinnen sich anschließend versuchten selbst umzubringen. Die Ermittlungen führen die beiden Männer vom brutal ermordeten Vertriebsleiter des Unternehmens Locus Solus zur Yakuza und weiter in eine ehemalige Sonderverwaltungszone, die zu einem schäbigen Moloch verkommen ist seit dort Niemand mehr für Recht und Ordnung eintritt…
Kurzreview
Regisseur Mamoru Oshii, der sich dieses Mal auch selbst für das Drehbuch verantwortlich zeigt, wagt mit der Fortsetzung seines Klassikers noch einen Schritt weiter zu gehen und erzählt eine völlig neue Geschichte. Dabei nimmt er Masamune Shirows entworfene Welt und entwickelt diese konsequent weiter. Ohne die Action gänzlich zu vernachlässigen entfernt er sich dabei immer weiter von der sehr dynamischen Manga-Vorlage und inszeniert einen Thriller/Krimi-Mix mit starkem Film Noir-Einschlag und wandelt damit in gewisser Weise auf einem ähnlichen Pfad wie Ridley Scott seinerzeit mit Blade Runner. Das kommt vor allem der düstereren und leicht melancholischen Stimmung zu gute. In sehr vielen eher ruhigen Passagen, die sich mit eher kurzen Actionsequenzen abwechseln, kann sich diese Stimmung bestens entfalten. Das passt prima zum gegenüber dem Vorgänger nochmal deutlich philosophischeren Unterton des Films. Im Kern dreht sich wieder alles um die Frage was den Menschen ausmacht, was ihn von einer Maschine unterscheidet oder ob die menschliche Lebensform als solche vielleicht sogar obsolet wird, wenn Maschinen denken und vor allem fühlen wie Menschen. Es vergeht beinahe kein Dialog in dem nicht die Bibel, ein bedeutender Philosoph, Dantes Inferno, Miltons verlorenes Paradies oder ein ähnliches Werk zitiert wird. Manchmal ist diese intellektuelle Sprücheklopferei sicher etwas zu viel des Guten und wirkt sehr bemüht, doch im Großen und Ganzen passt sie zum Ton des Films und bestimmt diesen zuweilen sogar mit.
Da Motoko Kusanagi seit dem Ende des Puppet Master-Falles verschwunden ist, übernimmt Batou die Hauptrolle des Films und bekommt dabei seinen jüngeren Kollegen Togusa zur Seite gestellt. Die Chemie zwischen den beiden stimmt jedoch nicht so wie zwischen Batou und Kusanagi damals. Das ist aber durchaus beabsichtigt, da es für beide nicht leicht ist zusammenzuarbeiten. Der erfahrene und Kampferprobte Batou tut sich einerseits schwer mit einem Greenhorn und Ex-Polizisten zusammenzuarbeiten, während es Togusa genauso schwerfällt sich als Familienvater mit Batous Methoden anzufreunden. Letztendlich profitieren jedoch beide von der Situation und entwickeln sich gemeinsam weiter. Das gefiel mir gut. Ähnlich wie der damalige Fall Kusanagis Verhalten beeinflusst hat scheinen die modernen Entwicklungen zusehends auch Batou zu belasten oder zumindest sehr zu beschäftigen. Er scheint zudem irgendwie ruhelos und aggressiver als sonst zu sein. Wahrscheinlich wartet er auf ein Lebenszeichen des Major, den vereinbarten Code 2501.
Auf technischer Ebene muss man sich vielleicht etwas mehr auf den Film einlassen als auf das Original, denn er ist ein Hybrid aus klassischer zweidimensionaler Animation und 3D-CGI. In der Praxis funktioniert das größtenteils aber erstaunlich gut und wirkt wie aus einem Guss. Nur in einigen wenigen Szenen, wenn die 3D-Animationen und Modelle der Umgebung überhandnehmen, hat es mich ein klein wenig rausgerissen. In diesen Szenen geht auch etwas von der düsteren Dreckigkeit verloren. Der Look ist insgesamt aber auf jeden Fall stimmig und sorgt mit Kenji Kawais Soundtrack zwischen Japanischer Folklore und bulgarisch inspirierten Chorälen auf Altjapanisch wieder für die oben bereits beschriebene Atmosphäre. Neben dem Soundtrack kann sich übrigens auch der übrige Sound hören lassen. Besonders in Actionszenen knallt und rumst es ordentlich. Obwohl der Lizenznehmer ein anderer als bei den übrigen Ghost in the Shell Veröffentlichungen ist darf man sich auf ein widerhören mit den bekannten Sprechern freuen.
Fazit
Mit Teil Zwei zu Ghost in the Shell geht Mamoru Oshii seinen eigenen Weg und entwickelt einen spannenden Neo Noir Krimi/Thriller mit philosophischem Tiefgang, der sich immer weiter von der Manga-Vorlage entfernt. Das funktioniert prächtig und sieht für meinen Geschmack trotz der Kombination aus klassischer 2D-Animation und 3D-CGI sehr ansprechend aus und schafft es sogar atmosphärisch noch eine Schippe draufzulegen.