Kurz Kommentiert 13: Japanuary-Special Part II

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© Netflix

5. Blame! (2017) (Netflix)

Da ich Tsutomu Niheis vielerseits als Meisterwerk angesehenen Cyberpunkmanga Blame von 1997 nie gelesen habe kam mir die Filmumsetzung auf Netflix grade recht. Im Vorfeld war ich zwar skeptisch wegen der CGI, doch im Nachhinein waren diese Zweifel völlig unbegründet. Man muss sich zwar ganz kurz an den Look der Figuren und daran, dass die CGI-Elemente scheinbar mit geringerer Framerate als der Rest gerendert sind gewöhnen, aber sie fügen sich erstaunlich gut in die düster-triste aber hübsch umgesetzte Umgebung ein. Die Menschheit wurde arg dezimiert und musste sich in kleine geschützte Refugien zurückziehen seit sie das „Netzwerkgen“ verloren und die riesenhaften Konstrukteure und andere Maschinen die Herrschaft über ihre Städte übernahmen und sie in gigantische mehrere tausend Ebenen umfassende Geister-Metropolen ausbauten. Aus den tristen Tiefen der Stadt taucht irgendwann der mysteriöse und ziemlich schweigsame Killy auf, der auf seiner Suche nach Menschen, die das Netzwerk Gen in sich tragen, das Leben der Bewohner eines kleinen Dorfes auf den Kopf stellt.
Das Ganze ist nicht allzu tiefgreifend oder gar philosophisch aber durchaus eine spannende und interessante Cyberpunkvision. Grade die Kulisse der absolut gigantischen labyrinthartigen und ziemlich düsteren Städte hat definitiv einen gewissen Reiz. Kann man sich sehr gut angucken. Meines Wissens nach wird sogar eine Fortsetzung produziert.

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© Rapid Eye Movies

6. Perfect Blue (Blu-Ray)

Mit Perfect Blue, der wohl ziemlich offensichtlich für Black Swan Pate gestanden hat, habe ich endlich den letzten noch fehlenden Film des leider viel zu früh verschiedenen Satoshi Kon gesehen. Der Film ist schwer in Worte zu fassen aber sowohl als Psychothriller als auch Satire einzuordnen. Es geht um das Wechselspiel zwischen einer prominenten Jungen Frau, die das Fach vom Singen zur Schauspielerei wechselt, und ihren Fans. Sie versucht aus ihrer bisherigen Rolle auszubrechen, was sowohl heftige – positive wie negative – Reaktionen bei ihren Fans hervorruft als auch teils gravierende Auswirkungen auf ihre Persönlichkeit und ihr Leben hat. Hierbei verwebt Satoshi Kon das echte Leben der jungen Frau Mima, mit der Geschichte der Serie in der Sie mitspielt, wirren Träumen und verzerrter Realitätswahrnehmung bis am Ende niemand mehr weiß was real ist und was nicht. Aber steckt nicht in allem ein Körnchen Wahrheit? Das wusste wohl nur Drehbuchautor und Regisseur Kon selbst. Man darf sich vom Anime-Gewand nicht täuschen lassen, denn der Film hat es faustdick hinter den Ohren und ein paar schon ziemlich unangenehme Szenen zu bieten. Definitiv kein schöner aber ein sehenswerter Film.

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© Arthaus

7. Hana-Bi (DVD)

Nachdem bei einem Einsatz alles schieflief, ein Kollege sein Leben ließ und ein weiterer im Rollstuhl landete erschießt Nishi den Täter und wird vom Dienst suspendiert. Der wortkarge Nishi muss sich nicht nur mit seinen Schuldgefühlen, sondern zu allem Überfluss auch noch mit Kredithaien herumschlagen, bei denen er sich das Geld für die Behandlungen seiner tödlich erkrankten Frau leihen musste. Irgendwann reicht es ihm und er versucht einige Dinge wieder zu richten – wenn es sein muss mit Gewalt. Außerdem begibt er sich mit seiner Frau auf eine letzte Reise…
Stoisch und scheinbar völlig emotionslos inszeniert Takeshi Kitano sich selbst als Hauptfigur des Films. Doch grade diese scheinbare Resignation der Figur die nichts mehr zu verlieren hat macht Film und Figur menschlich und nachvollziehbar. Hier trifft tragisches auf komisches und über allem schwebt eine gewisse Melancholie. In langen Einstellungen und teils sehr statischen Bildern porträtiert Kitano einen Mann der nichts mehr zu verlieren und noch weniger zu gewinnen hat aber versucht sich als Herr der Lage zu beweisen. Begleitet wird der Film von einem hübschen aber unaufdringlichen Soundtrack der das Gesamtwerk aus traurigen, schönen, lustigen und brutalen Szenen zusammenhält. Nishis Weg ist dabei nicht unbedingt immer leicht mit anzusehen aber immer sehenswert.

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© Tiberius Home Entertainment/Sunfilm

8. Dolls (DVD)

Und es geht auch direkt mit noch einem Kitano-Werk weiter oder viel eher zu ende. In seinem Episodenfilm Dolls beleuchtet er die Liebe in für Filme eher ungewohnten: In zwei der drei Beziehungen geht es um Männer, die sich zugunsten einer beruflichen Karriere gegen ihre große Liebe entschieden haben und dies sehr bereuen und die verkorkste Beziehung zwischen einem Popsternchen, das durch einen Unfall im Gesicht entstellt wurde und sich ihren Fans nicht mehr zeigt, und um einen Fan, der bereit ist alles zu tun um seinen Star dennoch zu treffen.
Der Film ist wie man sich denken kann bittersüß. Wobei die Bitterkeit ganz klar überwiegt. Es um verpasste Chancen und falsche Entscheidungen die alles verändern. Meist zum schlechteren. Und keimt doch etwas Hoffnung auf Glück auf wird einem auch direkt schmerzlich bewusst wie zerbrechlich dieses Glück sein kann. Joe Hisaishis Soundtrack unterstreicht die Melancholie des Films wirklich schön, glänzt aber in den meisten Momenten eher durch Abwesenheit. Grade so kann sich das Leid, das Glück, der Schmerz und die Hilflosigkeit erst richtig entfalten und steht ganz für sich. Dolls ist ein Liebesfilm, aber wohl einer der unromantischsten überhaupt. Er ist eher bitter als süß, aber trotzdem schön und sehenswert.

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