Radius Buch 1: Rebellion

Radius_01_lp_Cover_900px.jpg
© Splitter Verlag

Moin zusammen!
Die letzten zwei Monate war es hier ziemlich still. Das hat mehrere Gründe. Zum einen hatte ich einfach keine Lust darauf Comics zu lesen und zum anderen nicht zum Schreiben. Dazu kommt, dass ich schlichtweg lieber andere Dinge gemacht habe. Aber nun soll es hier endlich wieder etwas aktiver weitergehen!

Fakten

Comic: Radius Buch 1: Rebellion
Autorin & Zeichnerin: Katrin Gal
Verlag: Splitter Verlag
Sprache: Deutsch
Seiten: 96
Lesezeit: ca 45 Minuten
Format: 20 x 1,5 x 28,2 cm
Erschienen: 23.04.2019
Preis: 19,80 € (affiliate Link)

Setting

Vor vielen, vielen Jahren legte ein Team von Wissenschaftlern auf einem unbekannten Planeten eine Notlandung hin und verlor den Kontakt zur Erde. Unzählige Jahre später hat sich eine völlig neue menschliche Zivilisation auf dem zweigeteilten Planeten gebildet, dessen Kern offen liegt und als Energiequelle nutzbar ist. Ebenso wie der Planet ist die Gesellschaft gespalten: Auf der rohstoffarmen Seite Nova leben die reichen und herrschenden Adligen, die sich über ihr blondes Haar und ihre angeblich so reine Abstammung von den ersten Menschen auf dem Planten definieren, und auf der rohstoffreichen Seite Avon lebt das einfache Volk in Armut und wird gnadenlos ausgebeutet. Natürlich kommt es wie es kommen musste: Das Arbeitervolk von Avon rebelliert doch diese Aufstände werden blutig niedergeschlagen – Keine Lösung von Dauer…

Review

Viel zu lange ist es her, dass ich einen Comic gelesen habe! Der Pile of Shame in meinem Regal wächst und wächst und es wurde höchste Zeit endlich die Mai-Novität Radius aus dem Hause Splitter zu lesen. Ähnlich wir ihre Kollegin Cristin Wendt mit ihrem Comic Message legt Katrin Gal mit Radius ihren Debutcomic bei einem Verlag vor und stärkt ebenfalls das Aufgebot an deutscher weiblicher Science-Fiction.
Radius setzt in seinem Grundsetting mit der Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich und einer faschistoiden Regierung auf einen Klassiker der Science-Fiction Literatur. Frisch ist jedoch die Idee des gespaltenen Planeten mit freiliegendem Kern um den sich alles Dreht. Um aber den eigentlichen Twist in der Ausgangslage anzureißen muss man etwas tiefer in das Setting des Comics einsteigen, worauf auch ein großer Teil des ersten Bandes ausgelegt ist. Auf der Suche nach der Lösung für das Rebellionsproblem wurde mit Nanopartikeln und Viren experimentiert. Dabei entstand ein Giftgas, das von bestimmten Kräften absichtlich freigesetzt wurde und das einen großen Teil der Bevölkerung Avons dahingerafft hat. Doch diejenigen die überlebten erlangten seltsame neue Fähigkeiten: Sie können sich mit Technologie verbinden und verschmelzen und so zu Cyborgs werden. Diese Cyborgs brachten die Rebellion erst so richtig in Gange und stellen eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für den Adel von Nova da.
Und damit kann ich jetzt zur eigentlichen, noch sehr überschaubaren, Handlung kommen. Im Zentrum der Geschichte steht die Sondereingreiftruppe der Regierung „Hellhounds“. Die Soldaten Ravens, Tank, Surfer und Buster sollen nach einem Rebellenanschlag auf einen Grenzposten Aufklärungsarbeit leisten. Der Haken: Der Grenzposten ist von der Außenwelt abgeschnitten. Kommunikation nach außen ist also nicht möglich. Außerdem befindet sich der Feind nach wie Vor in dem Gebäudekomplex. Auf sich alleingestellt versuchen die vier der Lage Herren zu werden.
Viel mehr erfährt der Leser im ersten Band auch nicht über die Handlung, wie sie sich entwickeln könnte oder wie die Charaktere so ticken. Das liegt aber vor allem daran, dass der Comic etwa ein Drittel seines Umfangs auf die Erklärung der Ausgangssituation und zwei Drittel auf die recht actionlastige Handlung verwendet und noch nicht so sehr auf die Charaktere eingeht. Die Actionszenen sind detailliert aufgeschlüsselt und lassen sich so gut verfolgen ohne die Orientierung zu verlieren. Das gefiel mir schonmal gut, da viele Comics häufig eher zu unübersichtlicher Action neigen. Das führt aber auch dazu, dass an wirklich konkreter Handlung noch nicht allzu viel rüberkommt. Durch den Reiz des Neuen und den einen oder anderen Twist am bekannten Setting unterhält der Comic aber gut. Der Erste Band lässt sich also am besten als Exposition für die Reihe beschreiben. Um aber eine belastbare Prognose für den Comic abgeben zu können muss man noch den zweiten von insgesamt vier Bänden abwarten, der in etwa einem Jahr erscheinen wird.
Was aber nicht warten muss ist ein Urteil über die Optik des Comics. Diese weiß mit ihrem eher cleanen und aufgeräumten aber dennoch nicht detailarmen Look zu überzeugen. Gal hat eindeutig eine Affinität zu Technik und sichtlich Spaß am Entwurf von Interfacedesigns, Fahrzeugen, Waffen oder etwa Kampfanzügen. Im positiven Sinne besonders hängengeblieben sind bei mir außerdem die sehr kantigen und dadurch sehr markanten Gesichter der Figuren. So wirkt der Comic in seinem Stil insgesamt sehr originär und eigenständig. Abgerundet werden die Zeichnungen durch gelungene Schattierungen und Lichtsetzung sowie ein ansehnliches Farbdesign, das von kühlen Blau- und Grüntönen sowie fast neonartigen Magenta- und Violetttönen dominiert wird. Die Aufteilung der Panels ist dabei größtenteils sehr klar und leicht zu verfolgen und erzeugt mit Teils vertikalen oder auch mal schrägen Panels einen sehr dynamischen Eindruck. Im großzügigten Splitter Books Format (zwischen klassischem Album und Trade Paperback), auf seidenmattem Papier und im tollen Hardcover kommt das alles außerdem besonders gut zur Geltung.

Fazit

Radius verrät im ersten Band der Reihe zwar noch überhaupt nichts über den weiteren Verlauf der Geschichte kann aber mit frischen Ideen in einem ansonsten bekannten Setting und einer hübschen Optik punkten und macht mir so Lust auf den zweiten Band. Von dem erwarte ich nach der ausgiebigen Exposition in „Rebellion“ ein bis zwei Schippen mehr auf Charakter- und Handlungsebene. Dann könnte die Serie ein kleiner Hit werden. Ich bleibe gespannt und freue mich auf Band zwei.

Comiceinsteiger
Der Comic setzt kein Vorwissen voraus, ist kein Teil eines größeren Universums und verfügt über gut verfolgbare Dialoge und Panels und ist somit auch für Comiceinsteiger geeignet.

Tipp:

Meine Kolleginnen vom 3 Frauen n Comics Podcast haben übrigens ein interessantes und vor allem sehr sympathisches und lustiges Interview mit Zeichnerin und Autorin Katrin Gal in ihren Podcast eingebettet. Wer mehr über Autorin, die Arbeit an dem Comic und den Comic selbst erfahren möchte sollte mal reinhören.

2 Kommentare zu „Radius Buch 1: Rebellion

Hinterlasse einen Kommentar