Der dunkle Turm [Kino]

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© Sony Pictures Germany

Fakten

Titel: Der dunkle Turm
Regie & Drehbuch: Nikolaj Arcel
Genre: Fantasy, Action, Neo Western
Setting: Postapokalypse, Hier und Jetzt
Produktion: Sony Pictures
Entertainment,
Media Rights Capital,
Imagine Entertainment
Verleih (Kino): Sony Pictures Germany
Laufzeit: 95 Minuten
Kinostart: 10.08.2017

Handlung

Der Junge Jake leidet schon seit etwa einem Jahr an düsteren Visionen in seinen Albträumen, die in letzter Zeit stets mit einem Erdbeben in der realen Welt zu enden scheinen. Er sieht den Mann in Schwarz, der für das Leid in den postapokalyptischen Visionen verantwortlich zu sein scheint, und einen dunklen Revolvermann, der ebenfalls eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Als Jake in eine psychiatrische Anstalt gebracht werden soll um seine Probleme in den Griff zu bekommen erkennt er im Personal, das ihn abholen soll, die Handlanger des Mannes in Schwarz. Kurzerhand ergreift er die Flucht und begibt sich auf die Suche nach einem New Yorker Haus, welches er in seinen Träumen gesehen hat. Dort findet er ein Portal in die Welt seiner Träume. Nachdem er ziellos durch die Wüste marschierte trifft er schließlich den Revolvermann Roland…

Kurzreview

Da ich die kultisch gefeierte Romanreihe von Stephen King selbst nicht kenne kann ich nur Mutmaßungen darüber anstellen, wie in den Arsch gekniffen sich der Schriftsteller grade fühlen muss. Denn was Regisseur Nikolaj Arcel mit seiner Kinovariante abliefert kann ganz gewiss nicht im Sinne des Schriftstellers sein. Der dunkle Turm ist nämlich nichts weiter als ein absoluter Reinfall. Klar, es wäre leicht dem Regisseur und Produzenten Arcel allein den schwarzen Peter zuzuschieben, doch gerecht wäre dies bestimmt nicht. Bedenkt man die Jahrelangen Vorbereitungen, Neuausrichtungen, immer extremeren Budgetkürzungen sowie die Regie-, Besetzungs-, Autorenwechsel ist es gar nicht weiter verwunderlich, dass am Ende ein so schlechtes Machwerk herausgekommen ist. Schon nach dem ersten Trailer waren meine Erwartungen an den Film recht niedrig, doch vom eigentlichen Film war ich dann sogar wirklich schockiert. Denn der Dunkle Turm ist wirklich verdammt schlecht und macht einfach nichts richtig. Aber der Reihe nach.
Wie bereits erwähnt habe ich die Romane nie gelesen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Handlung von mehreren Romanen auf einen Film runterbrechen lässt. Was bei dem Versuch herauskam ist ein Plot, den wir die letzten 15 Jahre oft genug erlebt haben. Denn der Dunkle Turm erzählt genau dieselbe Geschichte wie gefühlt jede zweite Jugendbuchverfilmung: Junge mit tragischem Schicksal wird in eine für ihn neue Welt geworfen und ist dort plötzlich etwas Besonderes, der Auserwählte der alles verändern kann. Dabei steht ihm ein etwas eigenbrötlerischer Mentor zur Seite, der auf seine Aufgabe anfangs natürlich gar keinen Bock hat. Gemeinsam retten sie dann aber natürlich die Welt! Ein generischer Bösewicht der einfach nur so böse ist und alle Welten ins Chaos stürzen will fehlt natürlich auch nicht. Diesen simplen Plot kann ich einem Film gut verzeihen, wenn er trotzdem Spannung aufbaut oder die eine oder andere kleine Überraschung parat hat. Doch leider fehlt das diesem Film völlig. Schlimmer noch, die Handlung plätschert die ganze Zeit gemächlich vor sich hin und wenn es dann tatsächlich mal auf einen wichtigen Plotpoint zugeht, wird dieser ruckzuck abgearbeitet und bleibt ohne jeglichen Effekt. Es wollte bei mir einfach keine Spannung aufkommen. Der ganze Film war leider von Anfang bis Ende völlig vorhersehbar. Das keine Spannung aufkam lag nicht allein an der schwachen Handlung, sondern auch zu einem großen Teil an den generischen und flachen Charakteren. Selbst der sonst so charismatische Idris Elba hatte bei dem Drehbuch einfach keine Chance etwas zu zeigen. Ein ähnliches Schicksal ereilt den von Matthew McConaughey verkörperten schwarzen Mann. Ihm fehlt jegliche Motivation, er ist einfach nur so böse. Und das muss er mit dämlichen Monologen, coolem Gehabe und unfreiwillig komischen Zaubertricks (Hey er fängt Patronen im Flug und Schnippst sie zurück!) auch noch unterstreichen. Für das Drehbuch können die beiden aber nichts. Jungdarsteller Tom Toylor hingegen macht seine Sache soweit okay, muss aber auch nicht wirklich viel leisten.
Aber nicht nur Handlung und Figuren sind nicht gut. Auch das Tempo weißt massive Schwächen auf, wie man bei der dahinplätschernden Handlung schon ahnen konnte. Das weite Teile des Films eher gemächlich sind und eigentlich gar nichts passiert ist gar nicht mal das größte Problem. Viel schlimmer ist, dass der Film es auch noch schafft „dramatische“ Charaktermomente so sehr zu vereinfachen und unemotional zu gestalten, dass sie praktisch nicht mehr existieren. Ähnlich ist es bei den Actionsequenzen. Obwohl man sich hier fleißig bei großen Vorbildern wie Matrix oder Star Wars bedient fehlt hier jegliches Tempo. Statt spannende Kämpfe mit flotten und treibenden Schnitten und Musik abzuliefern reduziert man hier das Tempo sogar noch weiter, in dem man Rolands Konzentrationsphasen für seine lächerlich genauen Schüsse in extremer Zeitlupe inszeniert, in der – wer hätte es geahnt – eigentlich gar nichts passiert. Obwohl die Actionszenen rein von ihrer Länge her kurz und knackig gehalten sind, was bei richtiger Inszenierung sehr kurzweilig sein kann, ziehen sie sich unglaublich zäh wie Gummi. Ich habe immer gehofft, dass die Szene bald vorbei sein mögen, weil ich die teils okaye aber teils auch echt lachhafte Action einfach nicht länger ertragen wollte.
Traurigerweise merkt man, dass aus dem Film großes hätte werden können. Das Genick haben ihm vermutlich das vergleichsweise geringe Budget von (laut mehreren Quellen) 60 Millionen US$ und die vergleichsweise kurze Laufzeit von 95 Minuten gebrochen. Eine so große Geschichte mit eigentlich viel Hintergrund benötigt einfach mehr Raum zur Entfaltung und eine entsprechende technische Umsetzung. Der Film versucht den Weg zu gehen alles eher klein und die Spezialeffekte so reduziert wie möglich zu halten. Nur leider passt dies überhaupt nicht zum Film. Dass die Effekte und das Compositing dann auch nur eher mittelmäßig sind trägt dann nicht gerade zur Schadensbegrenzung bei. Dank der beliebten Vorlage und dem vergleichsweise geringen Budget dürfte der Filme jedoch zumindest seine Kosten wieder wahrscheinlich einspielen. Wenigstens etwas das vermutlich aufgehen wird.

Fazit

The Dark Tower hätte ein großer Film sein können. Sein sollen. Stattdessen versagt er in allen Disziplinen. Durch sein durchaus anständiges Produktionsniveau ist er zwar noch anschaubar, liefert aber alles andere als fesselnde und spannende Unterhaltung. Eigentlich unterhält er fast gar nicht, sondern langweilt zuweilen sogar. Denn selbst von den spärlich eingesetzten Witzen geht bestenfalls die Hälfte halbwegs auf. Unter der Last der hohen Erwartungen bricht der Film zusammen wie ein Kartenhaus und ist somit nur noch als Reinfall zu werten.

6 Kommentare zu „Der dunkle Turm [Kino]

  1. Ja, genau diese Befürchtungen hab ich und werde mir deshalb den Film zu meiner absoluten Lieblingsbuchreihe nicht antun. Dazu hat mich das Lebenswerk Kings zu sehr mitgerissen, siehe auch mein Name. Deine Worte haben mich darin nur noch mehr bestätigt.

    Pssst, bei Laufzeit steht ganz oben übrigens „Laufzeit: 195 Minuten“ statt „Laufzeit: 95 Minuten“.

    Gefällt 2 Personen

    1. Leute, die sich nach diesen Büchern benennen, sind mir ja zutiefst suspekt. 😉 Es ist mal interessant,die Meinung eines Nicht-Kenners zu lesen. Der Vergleich mit den Jugendfilmen ist leider wirklich treffend. Und tut weh, denn Jake ist mitnichten die Hauptfigur in den Büchern, sondern Roland.

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